Ideen zur Unternehmens- und Personalführung
Darum geht´s
„I bin a Knecht mit Stumpf und Stühl,
mach mei Arbeit, denk net vühl,
hab mei Essen, hab mei Bett,
rauch mei Pfeif, mehr brauch I net.“
(Das Lied der Knechte aus dem Rustical: Der Watzmann von Wolfgang Ambros)
Herr und Knecht
Die Knechte fühlen sich da sauwohl. Das Herr-und-Knecht-System ist für beide Seiten ausgesprochen angenehm. (Camus:“ Il faut imaginer Sisyphe heureux“ - Man muß sich Sisyphus glücklich vorstellen - fällt mir dazu noch ein.)
Die andere Sicht der Dinge drückt Detlef von Liliencron in „Pidder Lüng“ aus: „Lewer dod as Slav“ (Lieber tot als Sklave).
Tatsächlich hat das Herr-und-Knecht-System über Jahrtausende erfolgreich funktioniert.
Trotzdem sahen wir - tief im vorigen Jahrhundert - große Vorteile darin, mehr Selbstverantwortung und Selbstbestimmung, Mitbestimmung in Organisationen, auch Unternehmen zu realisieren. Der eine Grund war die bürgerlich-humanistische Wertvorstellung, die Emanzipation forderte; ein anderer die Erkenntnis, daß Organisationen qualitativ besser, schneller und schlagkräftiger agieren, wenn Entscheidungen nicht nur ganz oben getroffen werden, sondern an der Stelle, wo das erforderliche Wissen vorhanden ist: im Unternehmen also z.B. beim Mitarbeiter, der im Kundenkontakt steht oder der an der Maschine arbeitet. Auf breiter Front wurden Ansätze dazu entwickelt und realisiert: Enabling und Empowerment, Teamarbeit, Teilautonome Gruppenarbeit, Fertigungsinseln, Minifabriken u.v.a.
Liberation Management - Befreiungs-Management – heißt ein Buch von Tom Peters aus dem Jahr 1992.
Nachdem aber die Krämerseelen – Praxis des Shareholder-Value-Prinzips die Unternehmensführung ersetzt hatte, wurden diese weiterführenden Ansätze zur Personalführung eingestampft. Das war Anfang der 90er Jahre. Der Mißbrauch der hypertrophierten Informationstechnik ermöglichte dann das heute wieder praktizierte autoritäre Management nach Gutsherrenart, das Durchregieren von „oben“ nach „unten“. Und offensichtlich gibt es weltweit eine gesamtgesellschaftliche Tendenz, „Herr und Knecht“, die selbstverschuldete Unmündigkeit immer umfassender wieder einzuführen.
In hochgradig erfolgreichen Unternehmen, in denen die Mitarbeiter trotzdem noch selber denken und richtig handeln – also gegen Vorschriften, Prozeßvorgaben und Befehle oder um diese herum - , besichtigen wir deshalb Unzufriedenheit, innere Kündigung, Burnouts und andere psychische und physische Erkrankungen in allen Teilen der Belegschaft. Dem begegnen wir mit Motivationsprogrammen, Engagement-Ansätzen und Gesundheitsmanagement. Alle, die sich damit beschäftigen, wissen, daß man so an den Symptomen herumdoktert, ohne das Übel des schlechten Managements zu bekämpfen.
Die Wirklichkeit schlägt zurück
Erfreulicherweise gibt es in den letzten Jahren neue Ansätze, die hoffen lassen. Als Beispiele seien Resourceful Humans (RH) und Dark Horse genannt. Der
Chef und denkende Kopf von RH ist Heiko Fischer. Er propagiert u.a. das demokratisierte Unternehmen. Ob das machbar ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall geht er neue Wege. Dark Horse schreiben: „Thank God it´s Monday“ und betreiben ein Unternehmen, in dem alle als freischaffende Künstler arbeiten. Das läßt sich im produzierenden Industrieunternehmen sicher nicht umsetzen. Aber der Anspruch, daß Mitarbeiter sagen „Thank God it´s Monday“ und aufgeladen mit dieser Einstellung an die Arbeit gehen, ist doch wohl so faszinierend und herausfordernd, daß es sich lohnt, ein paar Gedanken daran zu verschwenden!
Nun ist dieser Anspruch nicht neu und wurde nicht von Dark Horse erfunden. Mein Motto „Power, Fun & Excellence“ habe ich 1990 formuliert und zur Grundidee meiner Personal- und Organisationsentwicklung gemacht. Zur selben Zeit rief Toyota für die 90er Jahre den Wettbewerb um die glücklichsten Mitarbeiter aus.
Dieser Geist ist endlich wieder da!