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Die Elite und der Anstand

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Was für einer Sorte Menschen geben wir eigentlich Entscheidungsgewalt?

 

Schon in den 90er Jahren stellte (nicht nur) ich fest, daß Elite heute bedeutet, sich durch besondere moralische Verkommenheit hervorzutun.
In der Zwischenzeit gab es große Skandale und manche früher geduldete Tatbestände wurden geächtet, z.B. Schmiergeldzahlungen.
Um das korrekte Verhalten in Unternehmen zu garantieren, wurden Verhaltenscodices festgelegt, Compliance-Beauftragte oder –Abteilungen installiert und Audits durchgeführt.

Heute, mehrere Manager-Generationen später, stellen wir mehr oder weniger verwundert fest, daß das alles nichts gebracht hat, zumindest nicht bei den Beteiligten der Banken-, Diesel- und Kartell-Skandale – und der anderen Schweinereien, die laufend herauskommen.

 

Scott Adams schrieb in „Dilbert und die Stunde des Wiesels“ im Jahr 2002: „Kapitalismus ist ein System, das darauf beruht, daß Wiesel einander Schrott verkaufen.“
Um das abzumildern, gibt es

 

- über die 10 Gebote (Nr. 7, 8 und 9) hinaus
- die hanseatische Kaufmannssitte
- oder einfach den Anstand.

 

Es gibt selbstverständlich auch Gesetze. Aber hier geht es gerade um den Willen, Gesetze einzuhalten – oder eben nach Lücken zu suchen oder dagegen zu verstoßen.

 

Das ist jetzt für die betroffenen Vorstände, die nachgeordneten Manager und die ihnen verpflichteten Beamten und Politiker alles sehr schwer zu verstehen, weil es so „komplex“ ist und weil sie nicht richtig begreifen, was „eigentlich gemeint“ ist. Also mal einfach und deutlich:

 

MAN DARF NICHT LÜGEN UND BETRÜGEN !

 

Der Nährboden:
Shareholder Value und Gehorsam statt Verantwortung und Gemeinwohlverpflichtung

 

Da es sich bei den Akteuren in den betroffenen Organisationen um selbstbestimmte intelligente Personen handeln sollte, kann das verkommene Verhalten natürlich in keiner Weise entschuldigt werden. Interessant ist aber die Frage, welches Umfeld die Entstehung begünstigt. Und da komme ich (mal wieder) auf die grundsätzlich verschiedenen Management –Ansätze verkörpert von Peter Drucker und Milton Friedman zurück.

Milton Friedman und der „amerikanische“ Ansatz ist heute angesagt. D.h. er wird an Business Schools, v.a. Harvard, vermittelt und v.a. in börsennotierten Unternehmen praktiziert: der Manager ist Erfüllungsgehilfe des Prinzipals, verpflichtet ist man nur noch dem Eigner. Das nennt sich Shareholder Value – Prinzip (meines Wissens zuerst Ende der 80er Jahre von Alfred Rappaport entwickelt und von Michael Jensen in Harvard verkündet). Verschlimmernd kommt hinzu, daß die Zeitperspektive vom Quartalsabschluß, maximal vom Jahresabschluß bestimmt wird.

Der Drucker-Ansatz dagegen sieht den Manager als selbstverantwortliche Person, die im Netz ihrer Bezugsgruppen ausgewogene Entscheidungen zu treffen hat. Manager haben also die Interessen von Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten, Gemeinden, Umwelt und sozialem Umfeld bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Es gilt, langfristigen Kundennutzen zu stiften und dabei gesamtgesellschaftlich Verantwortung zu tragen. Das ist langfristig – Neusprech: nachhaltig – für das Unternehmen am besten. Dieser Ansatz ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Parasitismus und Verantwortungslosigkeit sind die Folgen.

 

Hofschranzen betreiben Klüngelwirschaft

 

Ein damit verbundener anderer Aspekt, der die miese Praxis begründet, muß hier unbedingt als ebenso wichtig ausgeführt werden: Die Führungs- und Beförderungspraxis. Das Regime eines bestimmten Vorstandsvorsitzenden z.B. wurde mal als „Nordkorea ohne Arbeitslager“ charakterisiert. Tatsächlich ist es das Erleben der Manager und Mitarbeiter in den betroffenen bzw. befallenen Unternehmen, daß die eigenen Führungsgrundsätze und Inhalte von Manager-Trainings mit der Unternehmenspraxis überhaupt nichts zu tun haben bzw. genau das Gegenteil des gezeigten und geforderten Verhaltens vermitteln.

Der Mechanismus funktioniert so, daß der CEO oder Vorstandsvorsitzende den Aktionären, Investoren oder Anal-ysten etwas verspricht, das eine „Phantasie“ für Anleger erzeugen soll. Wesentlich ist nicht, daß es den Kundennutzen nachhaltig mehrt und den Kompetenzen und Ressourcen des Unternehmens angemessen ist, sondern daß es einen Show-Effekt erzeugt. Dieses Versprechen wird manchmal von Beratern erfunden oder als politisch besonders erwünscht angesehen. Es beruht meistens nicht auf Ideen aus dem Unternehmen, ist auch oft nicht abgestimmt. Abstimmung würde den Überraschungseffekt gefährden und könnte unerwünschte Gegenargumente in die Diskussion bringen.

Das Versprechen – über Umsatz und Gewinn, neue Produkte, bessere Produktleistungen, bahnbrechende Projekte, Einsparungen etc. – geht nun in den Management-Plan ein und muß realisiert werden. Die Umsetzung müssen natürlich die Mitarbeiter des Unternehmens schaffen – egal wie. Und schon haben wir die Ausgangssituation für die Entstehung der verschiedensten Skandale.

Etwas fehlt aber noch: die Organisation könnte ja einfach nicht mitmachen, vor allem wenn – sagen wir mal – fragwürdige Maßnahmen erforderlich werden. Hier kommt der Führungsstil zum Tragen, den ich nicht mit autoritär, sondern mit despotisch bezeichnen möchte. Widerspruch wird nicht geduldet, ge- und befördert werden Leute, die „stromlinienförmig“ vorauseilenden Gehorsam praktizieren. Und die hohe Schule des karriereförderlichen Verhaltens ist Intrigieren, um Platzhirsche herum schawenzeln, sich ausschließlich positiv zu präsentieren und etwaige Mißerfolge anderen zuzuschieben. Geborene Hofschranzen sind da in ihrem Element.

 

In meiner Traineezeit mußte ich lernen, daß „kooperatives Verhalten“ vom Mitarbeiter, nicht aber vom Vorgesetzten gefordert wird und nichts weiter als vorauseilenden Gehorsam bedeutet. Des weiteren ist die Bedeutung von „delegieren“ in solchen Organisationen „anderen – meist Mitarbeitern - etwas aufs Auge drücken“.

 

Die Vorselektion der „Elite“

 

Die völlig unangemessenen und unanständigen Einkommensaussichten für AG-Vorstände tun das Übrige, um entsprechend motivierte Typen anzuziehen.
Die Vorselektion des anderen Teils der deutschen sog. „Elite“, nämlich der Politiker und der politischen Beamten, hat Hans Herbert von Arnim in seinem Buch „Die Deutschlandakte“ von 2008 ausgeführt: auch da ist Anpassung gefragt, um sich in den Parteien „hochzudienen“.

 

Und wie kommen wir aus dem Schlamassel wieder raus?

 

Preußen wurde reformiert, nachdem Napoleon hier Kleinholz gemacht hatte. Nach der gewaltsamen Niederlage verstand man, daß eine andere Form der Staats- und Militärführung der eigenen überlegen war. Für die Wirtschaft heißt das, daß auch hier eine gehörige Abreibung nötig ist.

Und die ist auch schon im Anmarsch:
Zunächst mal wird der Wirtschaftsboom nicht ewig weitergehen. Seit dem Alten Testament ist bekannt, daß nach sieben fetten Jahren sieben magere Jahre folgen. Das entspricht auch der Wirtschaftsgeschichte und der Lebenserfahrung. (Nein, es sind nicht immer genau sieben Jahre.) Sinnvollerweise trifft man in den fetten Jahren Vorsorge für die mageren Jahre, aber das würde Verantwortungsbewußtsein und eine längere Zeitperspektive für die Handlungsplanung voraussetzen. Beides ist bei unseren „Eliten“ genau so wenig vorhanden wie die Fähigkeit zur Wurst-Bevorratung bei Hunden.

Es gibt aber auch eine (mal wieder) verblüffende dialektische Entwicklung. Zur Erinnerung: jede Sache bringt ihr eigenes Gegenstück hervor oder geht an sich selbst zugrunde. Der Erfolgsrausch der laufenden Aufschwungphase hat einen Größenwahn hervorgerufen, der die Wahrnehmung der Realität getrübt hat. Die Firmenchefs wollen aus dem erfolgreichen Geschäft nicht nur mehr herausholen, sondern viel mehr – u.a. durch große Übernahmen (natürlich auf Pump). Ich nenne das:

 

Größenwahn trifft Krämerseele

 

Die Realitätswahrnehmung ist also getrübt. Die Realität entwickelt sich aber weiter (na, sowas!): z.B. ist das Auto für jüngere Leute nicht mehr so ein Muß wie früher und z.B. wird die Umweltbelastung von großen Teilen der Bevölkerung wesentlich problematischer gesehen als früher. Und –o Wunder – es gibt Unternehmen und Staaten, die darauf schneller und besser reagieren als wir - trotz oder wegen unserer lächerlich vielen Regelungen und Vorschriften.

 

Und nun kommen Peinlichkeiten:

 

Ein ganzer Wirtschaftszweig hat sich entwickelt, Berater, die den Unternehmen helfen, hinter sogenannten disruptiven Entwicklungen her zu rennen. Als erstes müssen die CEOs dazu die Schlipse abnehmen, kaputte Jeans und Turnschuhe anziehen, dann kommen Kicker –Tische auf die Flure usw.

Das wird aber nicht helfen!

Und was die Skandale angeht, sollen die Verantwortlichen sich in „Demut“ üben. Was für ein Quatsch!

Religiöse Menschen sind gegenüber Gott demütig. Aber die angesprochenen Bosse brauchen doch nicht demütig zu sein gegenüber der Gesellschaft, die sie gerade wegen ihrer moralischen Verwahrlosung hochgejubelt und überbezahlt hat. Die Forderung muß heißen: Zurücktreten oder in aller Bescheidenheit (und nicht: Demut!) die Kehrtwende durchziehen. Zu letzterem werden die meisten nicht fähig sein.

 

ZURÜCK ZUM ANSTAND !

 

Also: als erstes mal zurück zum Anstand: zurück zur gesellschaftlichen Verantwortung als Management-Anforderung – zur „Drucker“-Kultur! Zur richtigen Führungskräfteentwicklung ist ja genug geschrieben worden.

Und dann: entweder klappt der nötige Personal- und Strategie-Wechsel oder es gibt Zusammenbrüche.

Der Lichtblick: bisher haben wir in Deutschland insgesamt derartige Krisen erfolgreich gemeistert, das gilt aber nicht für alle Zukunft und für jedes einzelne Unternehmen.

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