Der 30 Jahre alte Eierkocher und sein Nachfolger
Nach ungefähr 30 Jahren hatte der alte Eierkocher Risse und Sprünge und sah einfach nicht mehr gut aus. Ich kaufte ein ähnliches Modell , nämlich das preiswerteste, – und mußte verwundert feststellen, daß es schlechter und weniger brauchbar war als das alte:
Der alte Meßbecher hatte ein Loch, das man einfach mit dem Finger öffnen und schließen konnte, um das Wasser fein zu dosieren. Beim neuen fehlte es.
Der Griff am Deckel ist entfallen. Es gibt nur noch Einbuchtungen im Deckel für Daumen und Zeigefinger, so daß man sich ohne Handschuh regelmäßig die Finger verbrennt.
Da reift so langsam die Erkenntnis, daß die technische Entwicklung selbst bei einfachen Produkten keinen Fortschritt, sondern Rückschritt bringt.
Technik - Geschichte:
Szenen und Anekdoten zu Fernbedienung, Fernseher, Videorecorder und Faxgerät
Als meine Eltern Ende der 1970er Jahre einen Fernseher mit Fernbedienung anschafften, stellte ich fest: „Jetzt muß man noch nicht mal mehr mit dem Arsch hochkommen, wenn man umschalten will!“ Es gab nur 3 Programme, so daß das Umschalten am Fernsehgerät nicht so oft nötig war. Heute gibt es Hunderte von Programmen, und mit der Fernbedienung kann man von Werbespot zu Werbespot zappen. Das Fernsehen wurde dann 1988 von Enzensberger als Null-Medium bezeichnet.
Unter Kommilitonen diskutierten wir Anfang der 80er über Videorecorder – die waren damals neu - und Freie Marktwirtschaft. Ein Vertreter der Freiheit meinte: „Und wenn jetzt irgendwelche Idioten den Mist aus dem Fernsehen auch noch aufnehmen wollen, sollen die sich doch meinetwegen einen Videorecorder kaufen!“
Dann Anfang der 90er hörte ich in der Firma, wie der Einkaufsleiter zum Einkäufer sprach: „Ich kann mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen, wie wir früher ohne Faxgerät Angebote verhandelt haben!“
Es hatte also ein Leben vor diesen Errungenschaften gegeben, und irgendwie müssen Gesellschaft und Wirtschaft funktioniert haben.
Viel Klimbim und wenig Nutzen – jedenfalls nicht für den Anwender
Das Nokia-Mobiltelefon und die I-Phones
Dann kam die Handy-Zeit, gefolgt von der Smart-Phone-Ära . Ich behielt so lange wie möglich das Nokia – Telefon, bis unsere Firma I-Phones anschaffte.
Die erste Erfahrung nach dem Umstieg war, daß alles Mögliche geht, nur nicht telefonieren: entweder keine Verbindung oder der eine konnte den anderen nicht hören. Ungefähr im Jahresrhythmus wurden die Dinger ausgetauscht. Am besten funktionieren die Spiele-Apps; da stören bloß die Werbe-Einblendungen. Und: auch Spiele-Apps wollen Push-Nachrichten senden.
Das I-Phone 6 war das erste, das meistens funktionierte; das war aber 2020 schon so veraltet, daß Ausweis-App und Corona-App darauf nicht laufen.
Am witzigsten sind die Outdoor-Apps, die man angeblich zum Wandern und Radfahren benutzen kann. Bloß im Wald haben sie meistens keine Internet-Verbindung. Da braucht man dann ein Outdoor-Navi, das das amerikanische Militärsystem GPS nutzt.
Autoelektrik und -elektronik:
Vorspiel: Der Spaß mit der Elektronik fängt bei mir schon vor Betreten der Garage an: Man muß jedes Mal prüfen, ob die Fernbedienung es vermocht hat, das Garagentor zu öffnen. Das funktioniert nämlich nur unregelmäßig. Die Fernbedienung macht also mehr Arbeit, als wenn man das Tor einfach mit dem Schlüssel öffnet.
Aber dann geht es erst richtig los:
Der Elektronik-Klimbim in unseren Autos, die ich nur noch als Kirmes-Karren bezeichne, ist wirklich der Abgrund. Wenn der ganze Krempel nur nutzlos und überflüssig wäre! Aber er ist hochgradig schädlich und gefährlich.
Schon der Zweck der Zentralverriegelung ist nicht einleuchtend: wieso gehen alle Türen und Deckel auf, nur wenn der Fahrer durch die Fahrertür einsteigen will?
Dann folgt der Kirmes-Rummel beim Einsteigen: Klingeln, Pfeifen, Summen und was sonst noch - zur Information über das, was man gerade selbst macht. Dazu auch noch die Textmeldung im Display, z.B. „die Tür ist geöffnet“, oder „die Rückbank ist nicht befestigt“, wenn man sie gerade zwecks Beladung umgeklappt hat.
Dann während der Fahrt stellen die Displays so viel Information zur Verfügung, daß man gar nicht mehr auf die Straße zu gucken braucht. Und das tun dann viele Verkehrs“teilnehmer“ – ich möchte eher sagen Verkehrsgegner – auch nicht mehr. Laufend kommen überforderte Fahrer in die eine oder andere Richtung von der Fahrbahn ab. Man muß hier noch berücksichtigen, daß die Nervensysteme von extensiven Smart-Phone-Nutzern schon stark vorgeschädigt sind und räumliche Wahrnehmung bei ihnen ohnehin schon Glücksache ist.
Bei einer Einweisung in den elektronischen Schnickschnack des neuen Autos vor einigen Jahren fragte ich den Verkäufer jedes Mal, wie man den jeweiligen Unfug abschalten könne. Das ging oft gar nicht. Der Verkäufer blieb freundlich, sein Gesicht zeigte aber Mitleid und Resignation. Vor allem bestürzte ihn, daß ich die neueste Errungenschaft, das Head-Up-Display, für höchst gefährlich hielt, weil es den Blick durch die Windschutzscheibe direkt behindert. Tatsächlich spiegelt es auch noch, wenn es abgeschaltet ist. Ich schnitt ein Stück Pappe zurecht und deckte es ab. Dann empfahl ich, einmal zu untersuchen, wie viele Unfälle durch die Displays und all die Spielereien verursacht werden. (Die Empfehlung habe ich beim ADAC auch schon eingereicht.) Am Ende tat mir der Verkäufer wohl genauso leid wie ich ihm.
Bei derselben Einweisung erfuhr ich nach mehrmaligem Nachfragen, daß der Öl-Peilstab aus Kostengründen weggelassen worden war. Dafür gab es die elektronische Messung; die geht aber nicht immer.
Das Nachrüsten von Nebelscheinwerfern war nicht möglich, da die gesamte Elektrik dazu rausgerissen und neu gemacht werden müßte – so wurde mir das jedenfalls erklärt.
Neben der permanenten Gefährdung der Sicherheit im Straßenverkehr beim Autofahren hat diese Fehlentwicklung für mich eine weitere negative Auswirkung:
Rennradfahren geht jetzt nicht mehr. Ich bin einfach nicht gewillt, bei jeder Trainingsfahrt mein Leben von der Aufmerksamkeit fahruntüchtiger Smart-Phone- bzw. Display-Zombies abhängig zu machen. Die sind ja, selbst wenn sie auf die Straße gucken, aufgrund ihrer Wahrnehmungsstörungen nicht imstande, ihr Fahrzeug parallel zum Fahrbahnrand zu halten.
„Personal Computer“ - mit jedem Update wird es schlechter
Der PC war einmal als persönlicher Computer konzipiert. Das Betriebssystem war logisch als Baumstruktur aufgebaut. Mittlerweile blickt man auf schwachsinnige bunte Bildchen (Icons) und es wühlen andere darin herum.
Alle Nase lang macht der Rechner eine Kunstpause, in der einfach nichts passiert, was der Nutzer will und eingibt. Das liegt daran, daß es noch andere Nutzer gibt, die irgendeinen Schrott aufspielen (downloaden) und diesen dann unregelmäßig aktualisieren (updaten) – was das peinliche Englisch hier soll, habe ich auch noch nicht verstanden.
Schrott sind die betreffenden Programme allerdings nur für mich als eigentlichen Nutzer. Die anderen „Nutzer“ sind Schnüffler, Klinkenputzer oder Betrüger, die einem ihre Software aufdrängen, meist ohne überhaupt zu fragen – um dann Daten und Informationen abzusaugen. Wenn es nicht um Software geht, bringt man solche Leute hinter Gitter. Aber in der schönen neuen „Cyber“-Welt soll man glauben, die würden das Leben leichter machen. Der Gipfel der Frechheit ist die Meldung „Sie haben keine Administratorrechte, um dieses Programm zu löschen bzw. zu installieren“. Auf jeden Fall wird der Rechner nach jeder Aktualisierung mit mehr Krempel belastet und damit langsamer, manches funktioniert nicht mehr oder ist irgendwie umgestellt oder man findet es einfach nicht wieder.
Interessant ist auch die Meldung „Ein unerwarteter Fehler ist aufgetreten“, wenn ein minderwertiges Programm sich mal wieder aufgehängt hat. Es gibt also Fehler, die die dümmlichen Programmierer sogar erwarten!
„Info“-Mails, Newsletter und Push-Nachrichten
… gibt es, damit man nicht mehr zum Nachdenken kommt und erst gar keinen klaren eigenen Gedanken mehr faßt. Wenn man nicht konsequent alles, was man nicht bestellt hat, sofort löscht, ohne es überhaupt zu öffnen, liest man den ganzen Tag Mails von Unbekannten oder Werbung - und Push-Nachrichten auf dem sog. Smartphone. Letztere – wie schon erwähnt auch von Spiele-Apps, also noch überflüssiger als die restlichen.
Um den Spaß-Faktor zu erhöhen, hat man beim Öffnen von Mails unbekannter Herkunft auch noch die kribbelnde Spannung, ob man ein Virus, einen Trojaner oder nur Spyware hinzugewonnen hat.
… und dann Spiele:
Mit Schach- und Skat-Apps beschäftige ich mich ab und zu, weil mir Spielpartner fehlen oder um einfach Rätsel zu lösen. Die primitiveren Spiele, z.B. Solitär oder Schiffeversenken, sollen aber Suchtverhalten erzeugen – durch Bonuspunkte und Levelaufstieg. Laufend gibt es Werbeeinblendungen. Hier wäre mal zu erforschen, wieviel Lebenszeit den Abhängigen und wieviel Arbeitszeit den Unternehmen dadurch verloren geht.
Am schlimmsten werden Kinder durch Smartphone-Spiele geschädigt. Bei einem Familienfest in unserer Verwandtschaft saßen Kinder zwischen 5 und 10 Jahren an einem Tisch, und jedes spielte mit seinem Smartphone. Sie kommunizierten nicht miteinander, und waren noch nicht einmal für die Begrüßung ansprechbar.
Steckdosen sind meist belegt
Eine ungeschriebene Nebenbedingung besteht darin, daß man immer und überall nach Steckdosen Ausschau hält, die gerade nicht belegt sind, weil ständig irgendetwas aufgeladen werden muß: Notebook, Smartphone, Tablet, E-Book-Reader, Outdoor-Navi – oder das Akku-Ladegerät mit den restlichen Akkus. Das alles multipliziert mit der Anzahl der Angehörigen eines Haushalts, ggf. plus Besuch.
Selbstzerstörung bei Ablauf der Garantie
Natürlich halten die Geräte nicht lange. Wenn die Garantie abgelaufen ist oder kurze Zeit später, geben sie den Geist auf. Oder wenigstens macht der Akku schlapp und ist nicht auswechselbar.
Eine andere Methode, mehr Elektroschrott zu verursachen, ist die Vermarktung neuer Modelle. Diese wird dadurch unterstützt, daß die Anwendungs-Programme – die „Apps“ – ebenfalls so erneuert werden, daß sie auf den alten Modellen nicht mehr laufen.
… und viele Geräte, die man früher einmal – manche noch vor kurzem - unbedingt haben mußte, sind dadurch überholt, daß sie angeblich durch das Smartphone ersetzt werden: Kofferradio, Kassettenrecorder, Diktiergerät, Walkman, tragbarer CD-Spieler, I-Pod, MP3-Player, Foto-, Film-, Video-Kamera.
Und jetzt selbstfahrende Autos!
Aber wir sollten die Jetztzeit genießen, es kommt nämlich schlimmer. Denn dieselben, die diesen unbrauchbaren und schädlichen Murks produziert haben und ihn uns aufzwingen, stellen nun die Elektronik für selbstfahrende Autos her. Wie schwachsinnig und krank ist das denn?
Das Automobil bedeutete einmal unabhängig und selbstbestimmt zu fahren, wohin der Fahrer wollte. „Autonom fahrend“ als zusätzliches Attribut heißt also, daß jemand anders autonom fährt. Der Fahrer darf am Anfang vielleicht noch Wünsche äußern. Wieder wird das Ganze mit dem Argument der Bequemlichkeit verkauft. Viel bedeutsamer und für die Autofahrer verheerender sind aber Kontrolle und Manipulation, denen damit Tür und Tor geöffnet werden.
Und da Elektronik in der Regel nicht richtig funktioniert, vor allem dann nicht, wenn man sie wirklich braucht, ist auch nicht zu erwarten, daß selbstfahrende Autos weniger Unfälle verursachen.